13 Millionen Euro für 13-Geschosser
Die Saarbrücker gemeinnützige Siedlungsgesellschaft ist Eigentümerin der Gebäude im Wohngebiet Folsterhöhe. Zwei dominante Hochhäuser mit 13 Wohnetagen prägen maßgeblich das Bild der Folsterhöhe. Das Hochhaus Vogelsborn 2-6 steht zur umfassenden Sanierung an. Hierfür hat die Siedlungsgesellschaft einen so genannten „begrenzt offenen Realisierungswettbewerb zum Umbau der Geschosswohngebäude Vogelsborn 2-6“ ausgeschrieben.
Architektenwettbewerb für den Umbau der Folsterhöhe
Insgesamt neun Architekturbüros waren zu dem Wettbewerb, der von der GIU Gesellschaft für Innovation und Unternehmensförderung mbH betreut wurde, zugelassen. Ziel des Wettbewerbs war eine nachhaltige und zukunftsorientierte Modernisierung mit bezahlbaren Wohnungen für unterschiedliche Einkommensschichten. Der Vogelsborn soll zu einer „guten Adresse“ werden.
Den 1. Preis hat das Architektenbüro Baumhauer Eichler Peitzmeier Architekten aus Berlin gewonnen. Sie wurden im Rahmen der Bekanntgabe der Preisträger des Wettbewerbs am 11. Oktober direkt vor Ort im Vereinsheim des Judoclub Folsterhöhe geehrt. Neben dem Preisgeld in Höhe von 22.000 € erhält das Büro den Auftrag zur Umsetzung dieses Projektes. Auch die zweit- und drittplatzierten Architekten wurden im Rahmen der Veranstaltung bekannt gegeben. Die Büros Muck Petzet Architekten aus München sowie Architekten Krüger + Krüger aus Saarbrücken erhalten ein Preisgeld in Höhe von 15.000 € bzw. 7.000 € als zusätzliche Anerkennung für ihre Entwürfe.
Oberbürgermeisterin Charlotte Britz, Vorsitzende des Aufsichtsrates der SGS, ist überzeugt, dass die Sanierung des Vogelsborns eine nachhaltige Aufwertung des Wohngebietes Folsterhöhe mit sich bringt. „Mit dem Umbau des Vogelsborns werden wir den Herausforderungen des demographischen Wandels gerecht. Alle Wohnungen werden barrierefrei erreichtbar sein. Und mit rollstuhlgerechten Ein- und Zweizimmerwohnungen gehen wir insbesondere auf die Ansprüche sowohl älterer Menschen als auch Alleinstehender ein. Wir können zudem moderne Vier- und Fünf-Zimmerwohnungen für junge Familien mit Kindern anbieten. Die Siedlung zeigt hier, wie wichtig ein kommunales Wohnungsunternehmen für eine Landeshauptstadt ist. Sie ist Garant für bezahlbaren Wohnraum. Die hervorragende Luftqualität, der Ausblick über ganz Saarbrücken und nach Frankreich hin, die weiträumigen Flächen mit hervorragender Aufenthaltsqualität und zu guter Letzt der Vorteil, dass hier kein Durchgangsverkehr herrscht, fügen sich zu einer Wohnqualität für Jung und Alt gleichermaßen zusammen.“
Baudezernentin Dr. Rena Wandel-Hoefer, Vorsitzende des Preisgerichts, begründet die einstimmige Entscheidung der Jury für den Entwurf von Baumhauer Eichler Peitzmeier wie folgt: „Der Entwurf respektiert die Qualitäten des Bestandsgebäudes in der Grundrissstruktur der Wohnungen und versucht die architektonischen Mängel der Erschließung und die mangelhaften Bezüge zum Außenraum zu heilen. Er erreicht im Rahmen der Restriktionen der Statik und des engen kostenbudgets eine hohe soziale und gestalterische Qualität. Der Entwurf kommt ohne größere Eingriffe in die bestehende Bausubstanz aus. Dort wo eingegriffen wird, wie z.B. bei den Dachgeschosswohnungen, im Erdgeschoss- und im 1. Obergeschossbereich, sind mit den Veränderungen erkennbare Qualitätsverbesserungen verbunden.“
Christian Patzwahl und Radu Gurau, Geschäftsführer der Saarbrücker gemeinnützigen Siedlungsgesellschaft, sind sich sicher, dass der Leerstand im Vogelsborn nach dem Umbau der Vergangenheit angehören wird. „Verdichtetes und hochwertiges Wohnen bilden keinen Widerspruch. Die Menschen hier haben einen Anspruch auf gesunden und bezahlbaren Wohnraum. Die eigene Wohnung ist ein Rückzugsort und stellt oftmals den Lebensmittelpunkt dar. Wir sind als Eigentümer für die Wohnqualität verantwortlich. Eine hohe Wohnqualität sorgt für Zufriedenheit. Die zukünftigen Bewohner werden stolz auf ihren Vogelsborn sein. Das ist mit den prämierten Entwürfen realisierbar.“
Die Siedlungsgesellschaft hat für Preise und Anerkennungssummen die Wettbewerbssumme von 80.000 Euro zur Verfügung gestellt. Neben den Preisgeldern für die Erst- bis Drittplatzierten erhielten alle neun Teilnehmer ein Grundhonorar für die Bearbeitung in Höhe von 4.000 €.
Ein Preisgericht hat alle eingereichten Entwürfe geprüft und bewertet. Das Preisgericht bestand aus fünf Fachpreisrichtern und vier Sachpreisrichtern und setzte sich wie folgt zusammen: Dr. Rena Wandel-Hoefer (Architektin und Baudezernentin der Landeshauptstadt Saarbrücken), Gabriele Lichtenauer (Diplom-Ingenieurin und Ministerialrätin im Ministerium für Finanzen und Europa des Saarlandes), Professor Heiko Lukas (Architekt und Hochschullehrer), Radu Gurau (Architekt und Geschäftsführer SGS), Thomas Hartmetz (freier Architekt), Dr. Armin Kuphal (Soziologe und Dozent für Soziologie an der Universität des Saarlandes), Christa Piper (Bezirksbürgermeisterin Saarbrücken Mitte), Christian Patzwahl (Kaufmann und Geschäftsführer SGS) sowie André Recktenwald (Diplom-Ingenieur Bauwesen). Drei weitere Architekten waren als Stellvertreter benannt.
Vogelsborn soll Flaggschiff der Folsterhöhe werden
Seit einigen Jahren saniert die Siedlungsgesellschaft Zug um Zug das Wohnquartier Folsterhöhe. Nachdem nun alle Sechs- und Neungeschosser sowie die „Drachenburg“, ein 16-geschossiges Punkthochhaus, saniert sind, geht es an den ersten der beiden 13-Geschosser. Das dominante Betongebäude mit einer Länge von 140 Metern wird innen und außen einer umfassenden Modernisierung unterzogen und soll nach seiner Fertigstellung das neue Selbstbewusstsein der Folsterhöhe nach außen hin unterstreichen.
Die auffälligsten Merkmale des neuen Vogelsborns werden drei neue Aufzugsanlagen vor dem Gebäude und die moderne Fassadengestaltung sein. Die verglasten Aufzüge werden auf den Wohnetagen halten und den barrierefreien Zugang zu allen Wohnungen möglich machen. Und die bisher einheitlich gestalteten Laubengänge werden durch den Einbau eines Witterungsschutzes aufgewertet. Die gesamte Fassade wird optisch aufgewertet und der Teilrückbau im Dachgeschoss wird dem Gebäude zusätzlich eine markante und weithin sichtbare Silhouette geben. Eine weitere Aufwertung erhält der Vogelsborn im zweigeschossigen Sockelbereich durch den Bau von Arkaden.
Die Senkung der Energiekosten ist angesichts stetig steigender Preise ebenfalls eine zentrale Aufgabenstellung beim Umbau: Mit der Dämmung der Außenwände, Dachflächen und untersten Geschossdecken sowie der Erneuerung aller Fenster und Türen wird der energetische Standard Effizienzhaus 115 erreicht. Damit wird der Jahresprimär-Energiebedarf maximal 115% des Höchstwertes der EnEV (Energie-Einsparverordnung) für einen Neubau betragen.
Der bestehende Wohnungsmix wird auf Grund der rückläufigen Nachfrage aufgegeben. Derzeit gibt es im Vogelsborn 77 Einzimmer-Wohnungen, 80 Zweizimmer-Wohnungen sowie 77 Dreizimmer-Wohnungen. Hinzu kommen weitere 12 Wohnungen unterschiedlicher Größe im Sockelbereich des Wohnhauses. Durchschnittlich stehen 50 Wohnungen leer, der Hauptanteil liegt bei den Dreizimmer-Wohnungen.
Der neue Wohnungsmix sieht Ein- bis Fünfzimmerwohnungen und eine Reduzierung auf 208 Wohnungen vor. Mehr als die Hälfte der neuen Wohnungen werden Zweizimmerwohnungen sein (z.T. rollstuhlgerecht nach DIN 18040), Für kinderreiche Familien wird es neue Vier- und Fünfzimmer-Wohnungen geben. Die meisten Wohnungen werden öffentlich gefördert sein und damit einer Mietpreis- und Belegungsbindung unterliegen werden.
Beim Umbau der Wohnungen werden neue Bäder und Bodenbeläge eingebaut und alle Heizungs- und Sanitärleitungen erneuert. Im Zuge des Umbaus werden zum Abschluss die Außenanlagen neu gestaltet. Auf Grundlage der Wettbewerbsentwürfe werden die Architekten die Planung weiter verfeinern und bis zur Ausführungsreife bringen.
Die Umsetzung des Umbaus
Die Siedlungsgesellschaft reicht nun zeitnah die Baugesuche zur Genehmigung bei der Unteren Bauaufsichtsbehörde der Landeshauptstadt Saarbrücken ein. Voraussetzung für die Realisierung des Umbaus ist die Bewilligung des Förderkredits, den die Siedlungsgesellschaft im Rahmen der gemeinsamen Förderrichtlinie des Ministeriums für Finanzen und des Ministeriums für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie zur Herrichtung von Mietwohnungen für ältere und behinderte Menschen bei der SIKB beantragt. Darüber hinaus werden KfW-Kreditmittel aus dem Programm „Energieefizient sanieren“ beantragt. 2014 soll dann mit den Umbaumaßnahmen begonnen werden.
Der Vogelsborn wird voraussichtlich in drei Bauabschnitten saniert. Die Bauzeit wird mindestens zwei Jahre in Anspruch nehmen. Man darf gespannt sein, wie sich das Gesicht der Folsterhöhe nachhaltig verändert wird.